Die psychische Belastung bei pflegenden Angehörigen

Von : Vik
Vor 2 Monaten
Eine Frau, die sich um ihre alternde Mutter kümmert, die an Krebs erkrankt ist. Eine andere, die sich um ihren an Alzheimer erkrankten Ehemann kümmert. Ein junges Mädchen, das ihrer an Polyarthritis erkrankten Mutter hilft. Ein junger Mann, der seinen Vater unterstützt, der nach einem Unfall behindert ist … So viele Situationen für ein und dieselbe Realität: Angehörigen, die einem nahestehenden Patienten helfen.
Laut den von Destatis veröffentlichten Zahlen für 2015 werden in Deutschland etwa 1,7 Millionen Menschen zu Hause mit Hilfe eines pflegenden Angehörigen und/oder einer häuslichen Pflegekraft versorgt. Diese Menschen benötigen aufgrund ihres Alters, einer Krankheit oder einer Behinderung häusliche Pflege. Branchenexperten erwarten, dass bis 2030 bis zu 3,5 Millionen Menschen pflegebedürftig sein werden, da die Bevölkerung immer älter wird. Die Unterstützung eines Angehörigen ist eine anstrengende Aufgabe, unabhängig davon, ob man Hilfe im Alltag, finanzielle und materielle Hilfe oder moralische Unterstützung leistet. Etwa zwei Drittel aller pflegenden Angehörigen sind Frauen, von denen fast 35 % im erwerbsfähigen Alter sind.
Einige Zahlen
Ein Viertel der pflegenden Angehörigen gibt an, sich körperlich und seelisch müde zu fühlen, und ein Drittel fühlt sich ängstlich und gestresst, so der Beobachtungs- und Analysebericht der Fédération Française des Aidants aus dem Jahr 2016 mit dem Titel „Les proches aidants: une question sociétale / Accompagner pour préserver sa santé“ (Pflegende Angehörige: eine gesellschaftliche Frage / Begleiten, um die eigene Gesundheit zu erhalten). Zwei Drittel von ihnen gestehen zudem, dass sie sich einsam fühlen, seit sie pflegende Angehörige sind.
44 % haben Schwierigkeiten, ihre Rolle als pflegende Angehörige mit ihrem Berufsleben zu vereinbaren, 31 % vernachlässigen ihre eigene Gesundheit und 32 % leiden unter chronischer körperlicher Erschöpfung, so das OCIRP-Barometer 2016 (Vorsorgeeinrichtung in Frankreich), „L'âge de l'autonomie“ (Das Alter der Autonomie).
Die psychische Belastung erkennen
Die Belastung, die auf pflegende Angehörige lastet, kann laut einer 2012 veröffentlichten Studie der DREES (Direktion für Forschung, Studien, Bewertung und Statistik in Frankreich) anhand von zwei Dimensionen definiert werden: einer objektiven und einer subjektiven Dimension.
Die objektive Belastung entspricht der Gesamtheit der von der pflegenden Person ausgeführten Aufgaben: Sie steht im Zusammenhang mit der Art der Hilfe und dem Stundenumfang der Hilfe. Die subjektive Belastung konzentriert sich ihrerseits auf das Empfinden des Helfers: Sie umfasst die wahrgenommenen Auswirkungen der Hilfe auf die Aktivitäten und das Leben des Helfers (Freizeit, Familienleben ...), auf seine Lebensqualität und seine Gesundheit sowie auf seine Beziehungen zum Patienten.
Das Berufsleben der pflegenden Angehörigen muss sich an die Anforderungen der Pflegetätigkeit anpassen, und auch das Sozialleben leidet darunter. Die Vereinbarkeit der Pflegetätigkeit mit dem Familien-, Berufs- und Sozialleben der pflegenden Angehörigen ist von entscheidender Bedeutung. Die Zarit-Skala (oder Belastungsbewertung) ermöglicht es, die emotionale, körperliche und finanzielle Belastung, die ein pflegender Angehöriger empfindet, von leicht bis schwer zu bewerten. Jede Frage des Tests behandelt einen Aspekt der Beziehung eines pflegenden Angehörigen zu seinem betreuten Familienmitglied.
40 % der pflegenden Angehörigen, die eine schwere Belastung empfinden, fühlen sich depressiv. Das ist achtmal mehr als unter den pflegenden Angehörigen, die keine Belastung empfinden, so die DREES-Studie.
Die Signale einer Depression bei pflegenden Angehörigen erkennen
Die Nähe, ja sogar die faktische Promiskuität mit einer verletzlichen und/oder schwindenden Person trägt stark zum Depressionsrisiko bei pflegenden Angehörigen bei.
Es gibt zahlreiche Warnsignale: allgemeine Müdigkeit oder Erschöpfung, veränderte Essgewohnheiten (Appetitlosigkeit oder Gewichtszunahme, übermäßiger Alkoholkonsum ...), Schlaflosigkeit, Traurigkeit, trübe Gedanken, körperliche Beschwerden (Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen ...).
Sich um den pflegenden Angehörigen kümmern
Nach diesem ersten Schritt der Selbsterkenntnis als pflegender Angehöriger und der Einschätzung der eigenen Belastung muss der Pflegende in der Lage sein, sich selbst zu erlauben, Hilfe anzufordern und Aufgaben zu teilen. Es ist auch wichtig, bestimmte Aufgaben zu delegieren und weiterzugeben und Prioritäten zu setzen. Es gibt mehrere Hilfs- und Unterstützungsangebote, die pflegenden Angehörigen eine Verschnaufpause ermöglichen: Tages- oder Nachtbetreuung, vorübergehende Unterbringung, Ferienaufenthalte usw.
Es ist auch wichtig, dass der pflegende Angehörige Unterstützung und ein offenes Ohr erhält, um einem Burnout vorzubeugen und ihn zu vermeiden, indem die psychische Belastung verringert wird: z. B. mit Gesprächsgruppen und Vereinen für pflegende Angehörige.
Einige Beispiele:
Eurocarers (Europäische Organisation zur Interessensvertretung pflegender Angehöriger): http://www.eurocarers.org/
Wir pflegen e. V.: http://www.wir-pflegen.net/
KBV – Kassenärztliche Bundesvereinigung: http://www.kbv.de/html/10122.php
PflegeBegleiter: http://www.pflegebegleiter.de/
LPFA - Landesstelle Pflegende Angehörige (Nordrhein-Westfalen): http://www.lpfa-nrw.de/
Für weitere Informationen, um als Patient besser zu leben, lade die Vik für deine Krankheit herunter:
Vik Asthma: https://app.adjust.com/220f1a8
Vik Neurodermitis: https://app.adjust.com/aul5903
Quellen
https://www.vie-publique.fr/en-bref/276727-perte-dautonomie-des-aidants-en-difficulte
https://www.credoc.fr/publications/aider-un-proche-une-situation-a-risques
https://www.arbeiten-pflegen-leben.de/im-fokus--daten-und-zahlen.html
https://www.werpflegtwie.de/leitfaden-pflege/vereinigungen-fuer-pflegende-angehoerige/
Alle Artikel
5 Gewohnheiten, die jeder Patient in seinen Alltag integrieren sollte

Sich um seine Psyche zu kümmern, kann wie eine Herausforderung erscheinen! Es gibt jedoch einige Verhaltensweisen, die man sich aneignen und ruhig in den Alltag einarbeiten kann, um sich um seine geistige Gesundheit zu kümmern. Finde in diesem neuen Artikel heraus, welche das sind! Sie zu Gewohnheiten zu machen, wird Deine Lebensqualität erheblich verbessern.
Endokrine Disruptoren: Wie kann man sie vermeiden?

Endokrine Disruptoren (EDC) sind Stoffe, die das endokrine System stören. Was sind sie? Wie wirken sie sich auf die Gesundheit aus? Wie können sie vermieden werden?
Diese 10 Lieder machen Patienten munter!

Ich habe die Patienten-Gemeinschaft gefragt, welche Lieder sie hören, wenn sie sich traurig fühlen. Entdecke in diesem Artikel die 10 Lieder für Tage, an denen Du Dich schlecht fühlst.
Kennst Du den Begriff „therapeutischer Irrweg“?

Man hört oft von diagnostischem Irrweg. Dabei handelt es sich um Menschen, die Symptome haben, aber nicht herausfinden können, an welcher Krankheit sie leiden. Manche Patienten warten trotz Arztbesuchen bei mehreren Ärzten jahrelang auf die Diagnose ihrer Krankheit, was die Behandlung der Krankheit noch weiter verzögert.
Der Einfluss des Winters auf die Sexualität: Wie man besser mit dieser Jahreszeit umgehen kann

Sexuelle Unlust, Depression, Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, geschwächtes Immunsystem ... Das sind alles Anzeichen, die in der Winterzeit auftreten können, wenn es weniger natürliches Licht gibt. Entdecke die Ratschläge von Sebastien Landry, um diese Jahreszeit besser zu überstehen.
Meine Tipps, um die Familienessen mit gesundheitlichen Problemen zu „überstehen“

Die Festtage sind für manche Menschen einer der am meisten erwarteten Momente des Jahres, während sie für andere schlecht verlaufen. Wie kann man Familienessen ertragen, wenn die eigene Gesundheit oder die Ernährung nicht damit vereinbar sind? Entdecke in diesem Artikel alle meine Ratschläge, um diese Zeit des Jahres besser zu überstehen.