Ich habe keine Libido mehr, seit ich krank bin.

Von : Vik
Vor 8 Monaten
Libido und sexuelles Verlangen sind zwei wichtige Komponenten der Sexualität, da sie für das Empfinden von Interesse an der Sexualität unerlässlich sind. Leider werden sie sehr oft bei chronischen Erkrankungen beeinträchtigt. Hier ist der Erfahrungsbericht eines 27-jährigen jungen Mannes.
Bei Julien wurde vor zwei Jahren Multiple Sklerose diagnostiziert und er ist seit drei Jahren Single. Er befindet sich derzeit in der Endphase seines Studiums. Er kommt zu mir als Psycho-Sexologe, weil er, seit er wegen seiner Krankheit in Behandlung ist, unter gehemmtem sexuellem Verlangen leidet. Gleich bei unserem ersten Termin sagt er zu mir: „Also, ich stelle mir Fragen, weil ich gemerkt habe, dass ich seit meinen Behandlungen überhaupt keine Lust mehr auf Sex habe, das ist doch komisch... oder?... Also Sie wissen schon, was ich meine... Ich bin jung und bevor ich krank wurde, hatte ich oft Lust. Ich bin kein Besessener, aber so ist das eben.“
Julien hat keine sexuellen Fantasien mehr, er masturbiert überhaupt nicht mehr, obwohl er vor der Krankheit 4 bis 5 Mal pro Woche masturbiert hatte. Häufig hört man, dass die Libido bei einer chronischen Erkrankung verschwindet. Das ist wirklich wahr! Bestimmte Krankheiten und insbesondere ihre Behandlungen können den Spiegel der Sexualhormone verändern, was sich direkt auf die Libido auswirkt. Aber Vorsicht, man darf nicht alles durcheinander bringen! Die Libido ist ein Trieb, der auf die Ausschüttung von Hormonen reagiert, während das sexuelle Verlangen eine psychologische Dimension ist: Es ist die Lust, mit seinem Partner oder seiner Partnerin zu schlafen.
Hinzu kommt noch das Liebesverlangen! Es fasst die Emotionen und Gefühle zusammen, die man für die Person hat, die man liebt. Einfach ausgedrückt: Du kannst immer noch in Deinen Partner oder Deine Partnerin verliebt sein, aber keine Lust mehr auf Sex haben. Du musst Dich nicht schuldig fühlen, denn Du kannst nichts dafür. Krankheiten und Behandlungen können die Libido stark beeinträchtigen oder sogar ganz verschwinden lassen.
Auch wenn Deine Libido verschwunden ist, ist es möglich, an Deinem sexuellen Verlangen zu arbeiten. Aber wie soll das gehen?
Das sexuelle Verlangen braucht die erotische Vorstellungskraft, die Fantasien, um sich ausdrücken zu können. Ehrlich gesagt, empfehle ich Dir nicht, pornografische Videos zu verwenden. Sie werden Dir auf Dauer nicht helfen. Du kannst Dich in dem Moment, in dem Du Dir ein Video ansiehst, erregen, aber sie werden Dein Gehirn eher faul werden lassen. Um seine Sexualität und insbesondere sein sexuelles Verlangen zu steigern, braucht man ein Gehirn, das arbeitet! Ich empfehle Dir, erotische Bücher zu lesen, um Deine erotische Vorstellungskraft anzuregen. Lesen zwingt Dein Gehirn, Bilder zu erzeugen! Bilder erzeugen Fantasien und Fantasien nähren das sexuelle Verlangen.
Eine weitere Praxis, die interessant sein kann: Masturbation! Wenn diese Praxis für Dich gleichbedeutend mit Vergnügen ist, solltest Du auf keinen Fall darauf verzichten. Diese regt das sexuelle Verlangen an.
Und ein letzter kleiner Tipp, wenn Du in einer Beziehung bist: Der Stellenwert von Berührungen ist ebenfalls sehr wichtig. Die Kraft des Körperkontakts sollte auf keinen Fall vernachlässigt werden. Deshalb empfehle ich Dir, auf Streicheln, Massieren, Zärtlichkeit und Küssen zurückzugreifen.
All diese Praktiken können stimulierend wirken, also zögere nicht, sie auszuprobieren! Und wenn es bei Dir wirklich nicht funktioniert, dann gib nicht auf, sondern suche einen Sexualtherapeuten auf, der Dir helfen kann, wieder Gefallen an der Sexualität zu finden.
Für weitere Informationen, wie Du als Patient besser leben kannst, lade Dir die Vik App über Deine Krankheit herunter.
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Wenn Du mit Neurodermitis lebst:
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Sebastien Landry
Psycho-Sexologe
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